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Nathalie Müller-Samson
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Am Ende der Fahnenstange

Am Ende der Fahnenstange

Noch befindet sich Deutschlands Wirtschaft auf Wachstumskurs. Das könnte sich aber bald ändern. Neben der noch nicht ganz überwundenen Finanz- und Eurokrise könnten nach Ansicht von Experten vor allem hohe Energiepreise und ein Preisfeuerwerk an den Rohstoffmärkten zu weniger Wachstum oder gar existenzbedrohenden Szenarien führen.

Die Preise in Deutschland steigen wieder schneller. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die Hauptursache in der weltweiten Explosion der Rohstoffpreise. Dabei geht es um konjunktursensible Rohstoffe wie Öl, Kupfer oder Seltene Erden, aber auch um Grundstoffe für die Druckfarbenherstellung.

 

Explosion der Rohstoffpreise

 

Eine äußerst dramatische Entwicklung beklagt auch der Druckfarbenhersteller Siegwerk. Seit Monaten hat das Unternehmen mit der verschlechterten Rohstoffsituation zu kämpfen. Zwar sind die Rohstoffpreise weltweit immer in Bewegung und werden von Angebot und Nachfrage bestimmt. Doch Preiserhöhungen von bis zu 400 Prozent im Einzelfall kann kein Unternehmen unbeschadet verkraften, besonders vor dem Hintergrund wachsender Spekulationen an den weltweiten Rohstoffmärkten und künstlich hervorgerufener Verknappung. Drastisch gestiegene Preise, hohe Logistikkosten und lange Lieferzeiten sind Merkmale einer Marktsituation, die es in dieser Konstellation so bisher nicht gab. „Die hohe Volatilität der Rohstoffkosten stellt für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette eine riesige Herausforderung dar“, so Dr. Karl-Heinz Sebastian von der Beratungsgesellschaft Simon-Kucher & Partners aus Köln. „Das Preismanagement muss weiterhin planbar und berechenbar bleiben, dazu gehört auch, dass die Kostensteigerungen möglichst proportional und ohne Zeitverzögerung von allen Beteiligten - letztendlich bis zum Anzeigenkunden und Endverbraucher - weitergegeben werden. Andernfalls droht Margenverfall“, so der Preisberater.

 

Preistreiber Nr. 1

 

Für Analysten ist die boomende Wirtschaft in Asien – verbunden mit stark gestiegener Nachfrage – die wesentliche Ursache dieser anhaltenden Entwicklung. Wichtige Grundstoffe für die Druckfarben wie Organische Pigmente und spezielle Harze verteuerten sich in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. In der Vergangenheit konnten Druckfarben-Hersteller solche Kostensteigerungen immer wieder kompensieren. Siegwerk gelang dies beispielsweise durch mehr Effizienz in Produktion und Einkauf. Inzwischen ist aber das Ende der Fahnenstange erreicht und auch Siegwerk muss bis zur Beruhigung der Märkte einen Teil dieser existenzbedrohenden Kosten an seine Kunden weitergeben. Die gesamte Druckindustrie kann darüber hinaus ebenfalls steigende Kosten für Papier, Energie und Löhne nicht mehr tragen, ohne einen Teil davon weiterzureichen. Für Ulrich Grillo, den Vizepräsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und zugleich Vorsitzenden des Rohstoffausschusses des BDI ist klar, dass die Industrie für erfolgreiche Wertschöpfungsketten auf Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen ist. Davon sind die Märkte einmal mehr weit entfernt.